Sachsenliga mit dem FC Blau-Weiß
Mit dem Aufstieg in die Sachsenliga ist der FC Blau-Weiß in die Top Five der Leipziger Fußballvereine aufgestiegen. Dort rangiert man mit 14 Punkten aus neun Spielen im gesicherten Mittelfeld. Über die Besonderheiten der Mannschaft und des Vereines steht Sportvorstand Tom Franke Rede und Antwort.
Guten Tag Tom! Du bist jetzt seit ein paar Monaten Sportvorstand beim FC Blau-Weiß und gleich verantwortlich für ein Herrenlandesliga-Team. Wie fühlt man sich in dieser Verantwortung?
Hallo. Ehrlich gesagt hat sich meine Gefühlswelt dadurch nicht wirklich verändert. Ich übernehme gerne Verantwortung und versuche Dinge positiv zu beeinflussen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, welche Bedeutung das Thema vermeintlich für andere hat.
War es zu erwarten, dass unser Team gleich so gut in die Sachsenliga-Saison startet? Immerhin tritt unsere Feierabendtruppe zum Teil gegen gutbezahlte Gegner und Ex-Profis an.
Es war in den letzten Jahren eigentlich für keinen Aufsteiger aus Leipzig einfach, sofort in der Landesliga Fuß zu fassen. Von daher kommt die aktuelle Platzierung schon etwas überraschend. Allerdings hat die Mannschaft bereits in der letzten Saison zum Teil sehr ansprechende und vor allem disziplinierte Leistungen auf den Platz gebracht. Diese Disziplin konnten wir uns erhalten. Wir lassen nach wie vor nicht viel zu, sind auf der Torwartposition, auch in der Tiefe, unheimlich gut besetzt und daher für jeden Gegner extrem unbequem zu bespielen. Mit etwas Glück kommen dann die notwendigen Punkte zusammen. Trotzdem dürfen wir uns zu keiner Zeit zurücklehnen. Jeder Punkt ist und bleibt das Resultat aus Einsatz, Wille und Leidenschaft, sowohl im Wettkampf als auch im Training. Außerdem muss es uns bisweilen noch besser gelingen, das persönliche Ego dem Gesamtwohl der Mannschaft und des Vereins unterzuordnen.
Welche aktuellen Herausforderungen siehst Du und wo siehst Du das Team mittel- bis langfristig, auch im Kontext des Gesamtvereins?
Ich denke, der soziale Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft ist aktuell eine ihrer großen Stärken. Die muss sie sich erhalten, auch wenn es sportlich vielleicht mal nicht so läuft. Vor allem im Misserfolg zeigt sich für mich der tatsächliche Charakter einer Mannschaft. Ich freue mich daher ganz besonders, dass sich auch die neuen Spieler dieser Saison gut integriert haben. Auf der anderen Seite muss es auch in Zukunft regelmäßig personelle Impulse geben, um eine positive Dynamik zu erhalten. Hier werden wir aber auch weiterhin keine finanziellen Abenteuer eingehen und stehen dadurch für interessante Spieler der Region sicher nicht an erster Stelle. Vielmehr hoffe ich darauf, dass einige unserer sehr positiv auftretenden Juniorenspieler in den nächsten Jahren sportlich und menschlich den Sprung in unsere erste Herrenmannschaft schaffen. Dabei ist die notwendige sportliche, personelle und organisatorische Verzahnung und Abstimmung zwischen Herren- und Juniorenbereich sicher eine essentielle Herausforderung. Wir sollten daher in diesem Zusammenhang auch nicht unsere zweite Herrenmannschaft vergessen, die bisher eine sehr erfolgreiche Saison spielt und uns aktuell ebenfalls viel Freude bereitet.
Der FC Blau-Weiß sieht sich als leistungsorientierter Breitensportverein. Was heißt das konkret? Was unterscheidet uns von anderen, teils ebenfalls ambitionierten Fußballvereinen in Leipzig?
Wir stehen im Prinzip allen fußballbegeisterten Menschen offen, egal mit welchem persönlichen oder sozialen Hintergrund. Wir wollen in erster Linie Anknüpfungspunkte schaffen, integrieren und insbesondere für unsere Juniorenspieler ein stabiles Umfeld in durchaus unruhigen Zeiten bieten. Gleichzeitig wollen wir unsere Spieler zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten ausbilden und ihnen lebenslange Freude am Sporttreiben vermitteln. Wir wünschen uns Spieler, die aktiv sind, mitdenken und kreative Lösungen finden, ohne auftretenden Problemen sofort aus dem Weg zu gehen. Die entsprechende Vermittlung soll aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht werden und somit in erster Linie spielorientiert und anspruchsvoll erfolgen. Dazu benötigen wir ein sehr breites und ambitioniertes Trainerteam. Ich freue mich daher ganz besonders, dass bereits die Mehrheit unserer Trainer eine entsprechende Trainerlizenz besitzt. Darüber hinaus bieten wir unseren Trainern zahlreiche interne und externe Fortbildungen zu unterschiedlichen Themen an und begleiten sie somit auch auf ihrem eigenen Entwicklungsweg. Selbstverständlich betreiben wir den ganzen Aufwand nicht zum Selbstzweck, sondern wollen damit auch sportlich erfolgreich sein. Für uns bedeutet das aber, nicht um jeden Preis gewinnen zu müssen. Wir streben daher auch nicht nach kurzfristigen Erfolgen oder setzen unsere Spieler und Trainer irgendeinem Ergebnisdruck aus. Wir sind vielmehr davon überzeugt, dass hoher Einsatz, Fleiß und Beharrlichkeit auf lange Sicht zwangsläufig zu positiven persönlichen und mannschaftlichen Ergebnissen führen. Generell agieren wir als Verein sehr offen und transparent, versuchen auf allen Ebenen zu wachsen und zunehmend professioneller aufzutreten.
Du bist ja keine unbekannte Persönlichkeit im Leipziger Fußball. Was hat Dich bewegt, nach Deinem China-Engagement zum FC Blau-Weiß zu kommen?
Nach meiner Rückkehr war es mir natürlich wichtig, erst einmal wieder richtig Anschluss zu finden. Ich war über 20 Jahre im Leipziger Nachwuchs aktiv, habe lange selbst gespielt und somit schon zahlreiche Höhen und Tiefen erlebt. Über Philipp Bludovsky kam dann der Kontakt zu Blau-Weiß. Schon beim ersten Gespräch habe ich gespürt, dass hier viel Potential und vor allem richtig viel positive Energie vorhanden war, um diesen spannenden Verein zu entwickeln. Obwohl ich zunächst nur als Trainer der U17-Junioren tätig war, konnte ich mit der Zeit viele interessante Personen kennenlernen, die sich ehrlich für meine Meinung interessierten. Also übernahm ich nach und nach immer mehr Verantwortung und konnte so meine organisatorische und betriebswirtschaftliche Expertise zunehmend gewinnstiftend einbringen. Wie ich es jedoch schon bei der 1. Mannschaften zum Ausdruck gebracht habe, können wir als Verein bzw. Gemeinschaft nur erfolgreich sein, wenn jeder Einzelne sein persönliches Ego dem Gesamtwohl aller unterordnet. Daher freut es mich natürlich, dass wir alle gemeinsam etwas gestalten wollen und immer an einem Strang ziehen. So oder so sind wir trotzdem allesamt positiv verrückt. Anders lässt sich der vor allem hohe zeitliche Aufwand auf allen Vereinsebenen wahrscheinlich auch nicht stemmen.
Vielen Dank für Deine Zeit und alles Gute für die weitere Saison!
Ich habe zu danken!