Gedenkfeier zum 80. Todestag von Kurt Kresse
Geboren am 15. Mai 1904 in Kleinzschocher und aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie, wurde der junge Kurt Kresse schnell politisiert. Kurz nach Beginn seiner Lehre als Buchdrucker begann er mit seinem politischen Engagement und trat 1924 in die KPD ein.

Hinrichtungsmitteilung OStA | 12.01.1945 - Barch, R 3018/1524 (alt NJ1524)
Einige Jahre später schloss er sich dem Arbeitersportverein VfK Süd-West, dem heutigen FC Blau-Weiß Leipzig, an. Dort wurde er jedoch 1930 mit anderen kommunistischen VfK-Mitgliedern ausgeschlossen. Diese gründeten anschließend den Sportverein Fichte-West, unter Vorsitz von Kresse, der ebenfalls im Rotsport, dem Arbeitersportverband der Kommunisten, aktiv war.
Rede zur Gedenkfeier zum 80. Todestag von Kurt Kresse durch Philipp Bludovsky
Nach der Machtergreifung der Nazis und dem Verbot der Arbeitersportvereine 1933 wurde Kresse mehrmals verhaftet. Dennoch leistete er, nicht selten gemeinsam mit seinen ehemaligen Sportkameraden, aktiven Widerstand, betrieb illegale politische Untergrundarbeit und wirkte am Aufbau von Widerstandsgruppen in den Leipziger Rüstungsbetrieben mit. Er half zudem ausländischen Zwangsarbeitern, die u.a. auf und neben der heutigen Kurt-Kresse-Kampfbahn im „Lager Mangold“ von 1942 bis 1945 untergebracht waren.
Am 19. Juli 1944 wurde Kurt Kresse mit seiner Widerstandsgruppe verraten und von der Gestapo verhaftet. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn am 21. November 1944 wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung zum Tode. Am 11. Januar 1945, um 18:31 Uhr, wurde Kurt Kresse in Dresden hingerichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an vielen Stellen in Leipzig an unser ehemaliges Mitglied Kurt Kresse erinnert. So erhielt auch unsere Sportanlage den heutigen Namen Kurt-Kresse-Kampfbahn sowie eine kleine Gedenkstätte.
Rede - Kurt Kresse zum 80. Todestag
Es mag sicherlich etwas aus der Zeit gefallen sein, hier an den Antifaschisten und Kommunisten Kurt-Kresse zu erinnern. Vielleicht stehen wir heute zum ersten Mal nach 35 Jahren hier wieder vor dem Gedenkstein?
Kurt Kresse war Teil der antifaschistischen Erinnerungskultur als wichtigen Legitimationspfeiler der DDR. So wurden Straßen, Gartenvereine, Schulen und Kasernen nach Kurt Kresse benannt. Die Kurt-Kresse-Oberschule veranstaltete einen Kurt-Kresse-Gedenklauf, unser Vorgänger Motor West organsierte ein Kurt-Kresse-Gedenkturnier und nicht nur zu Sommerfesten des Trägerbetriebes S[ergei]. M[ironowitsch]. Kirow, die hier stattfanden, versammelte man sich obligatorisch vor dem hiesigen Gedenkstein.
Und auch unsere Sportstätte erhielt 1945 den Namen Kurt-Kresse-Kampfbahn, den sie bis heute trägt. Und es ist gewissermaßen ein zwiespältiges Erbe für unseren Verein.
Einerseits steht Kurt Kresse unbeabsichtigt für die Enteignung und Auflösung unseres Vorgängervereins, dem bürgerlichen TuB Leipzig, in der Nachkriegszeit, die undemokratische Umbenennung des alten, durch die Mitglieder mühsam aufgebauten TuB-Sportparks, für die Entweihung der vormaligen Gedenkstätte, die an die gefallenen TuB-Mitglieder aus dem 1. Weltkrieg erinnerte und insgesamt stellvertretend für ein politisches System, das 1989 seinen Niedergang fand.
Andererseits war Kurt Kresse einer von uns, Mitglied bei unserem Vorgängerverein in der anderen Linie, dem Arbeitersportverein VfK Südwest, bereits 1933 von den Nazis verboten und enteignet, wie TuB 1945 von den Kommunisten. Er war anschließend Vorsitzender des Sportvereins Fichte West hier in Kleinzschocher, ein Sammelbecken für die Sporttreibenden, die aus den Arbeitersportvereinen vertrieben worden sind und Funktionär in der Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit, dem Sportverband der Kommunisten. Verein und Verband wurden ebenfalls 1933 verboten, Kresse musste mit seinem Engagement in die Illegalität gehen. Als kleine Randnotiz kann man zudem erwähnen, dass sein Bruder Werner Kresse nach dem Krieg Vorsitzender der SG Kleinzschocher West war, wie unser Verein von 1946-1949 hieß.
Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nazis kam Kurt Kresse, geboren 1904 in einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie in Kleinzschocher, lange wohnhaft in den Meyer´schen Häusern nur einem Steinwurf von hier, monatelang in sogenannte Schutzhaft. Die Gestapo, die Geheimpolizei der Nazis, wollte wissen, wo das Vereinsvermögen ist. Er verriet es nicht. Das Geld wurde für in Not geratene Kommunisten bzw. deren Familien eingesetzt. Trotz der erlittenen Verhöre und Folterungen organisierte Kurt Kresse in den Folgejahren gemeinsam mit anderen den Widerstand im Leipziger Westen, insbesondere in den Rüstungsbetrieben.
Diesen verstärkte der mittlerweile junge Vater von zwei Kindern in den Kriegsjahren, wohlwissend der drohenden drakonischen Strafen durch den NS-Staat. Er organisierte Widerstandszellen, verbreitete Flugblätter und half Zwangsarbeitern. Hierzu traf er sich beispielsweise gleich hier in der Nähe regelmäßig mit Nikolai Rumjanzew, einen sowjetischen Zwangsarbeiter, der später im KZ Auschwitz umgebracht worden ist. Einige kennen vielleicht das Denkmal hier gleich um die Ecke. Ob Kurt Kresse auch mit Zwangsarbeitern aus dem Lager Mangold in Kontakt stand, das zum Teil auf dem Gelände von TuB Leipzig stand und wovon einige Insassen bei unserem Verein spielten, ist bisher nicht bekannt.
Es kam, wie es kommen musste. Die Widerstandsgruppe um Kurt Kresse wurde verraten. Er und seine Mitkämpfer wurden von der Gestapo verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Moltketraße 47 in der Leipziger Südvorstadt gebracht. Kresse kam in Einzelhaft und durfte nicht mehr mit seinen Angehörigen sprechen. Am 21. November 1944 verurteilte der 2. Senat des Volksgerichtshofes in Dresden Kurt Kresse und seine Mistreiter wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung zum Tode. Das Gnadengesuch seiner Ehefrau Elisabeth wurde abgelehnt. Kurt Kresse wurde am 11. Januar 1945, heute vor genau 80 Jahren, in Dresden durch das Fallbeil hingerichtet.
In seinem Abschiedsbrief schrieb er Folgendes:
Meine Lieben!
Heute Abend um 18 Uhr habe ich es überstanden. Die Ungewißheit ist vorüber. Der Entscheid des Oberreichsanwaltes lautet: Vom Gnadenrecht wurde kein Gebrauch gemacht. So muß ich mit 40 Jahren mein Leben beschließen. Im Kreise meiner Kameraden verbringe ich die letzten Stunden.
Ich habe keine Hoffnung mehr gehabt. Leider ist mein Leben mir nun nicht in voller Befriedigung abgeschlossen. Die Gewißheit, daß ich versucht habe, Euch, meinen Lieben, alles Gute zu bieten, ist für mich beruhigend. Euch allen wünsche ich im ferneren Leben das Beste und richte damit die letzten Grüße an Euch.
Meine Liebe! Du hast die Tragik eines solchen Abschlusses im weiteren Leben allein zu tragen, und unseren Kindern mußt Du den Vater mit ersetzen. Halte Dich tapfer, meine Gute. Die letzten Grüße gelten Dir und meinen zwei Buben.
Dein Kurt
Euer Vater
Ich bitte Euch um eine Gedenkminute!
Vielen Dank!
Wir vergessen nicht, dass genau heute vor 79 Jahren TuB Leipzig als bürgerlicher Verein aus dem Vereinsregister gestrichen worden ist und erinnern ebenso an die Zwangsauflösung des VfK Südwest vor 92 Jahren. Beide Vereine konnten erst nach der friedlichen Revolution 1989 wieder demokratisch organisiert werden und waren 2017 zum FC Blau-Weiß Leipzig verschmolzen.
Der FC Blau-Weiß Leipzig, der sich seit Jahren seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist, nimmt den heutigen Tag zum Anlass, sich näher mit seiner eigenen Geschichte zu befassen. Dies betrifft nicht nur die sportliche Entwicklung, sondern auch das Bewusstsein, dass ein Sportverein nicht losgelöst von der Politik betrachtet werden kann und darf. Gerade in der heutigen Zeit ist es umso wichtiger, auf die Folgen antidemokratischer Systeme hinzuweisen und sich klar zu positionieren gegen jegliche Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
Kurt Kresse hat sich gegen ein menschenverachtendes System gestellt, in einer Phase, in der er genau wusste, dass der Verrat zum Tode führt. Wir gedenken daher heute vor allem an seinen Mut und an seine Courage, sehen ihn als Vorbild in der heutigen Zeit und tragen mit Stolz seinen Namen im Titel unserer Sportanlage.
Wir freuen uns auf tatkräftige Unterstützung bei der Aufarbeitung unserer Vereinsgeschichte, die nicht nur das Schicksal von Kurt Kresse betrifft, sondern auch den 120. Geburtstag von TuB Leipzig und den 115. Geburtstag unserer Sportanlage hier in der Diezmannstraße in diesem Jahr. Zudem steht 2027 der 135. Geburtstag von Blau-Weiß und der 10. Jahrestag der Fusion an, der mit tollen Projekten vorbereitet werden darf.
Wir freuen uns auf die anschließenden Gespräche bei einer Tasse Glühwein und stehen da natürlich für Fragen zur Verfügung!
Vielen Dank für euer Interesse und bis gleich!
Philipp Bludovsky - Leipzig, Kurt-Kresse-Kampfbahn, den 11. Januar 2025
Es ist übel.. Es ist pervers, wie die Linken alles unterwandern und sich hier auch unter anderen Vorwänden eingeschlichen haben. Passt alle auf, lasst diese Leute nicht rein. LSV, top Ihr habt es erkannt. Da geht es nicht um Sport, nur um Politik.