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Von Jugend bis Männer

Vor dem Start der ersten Herren in die neue Landesklasse-Saison hat sich Peter Schön mit Kevin Prochaska, Hendrik Noseck und Johann Fritzsch zum Interview getroffen. Die drei spielen praktisch ihr ganzes Leben bei Blau-Weiß und haben alle Nachwuchsteams im Verein durchlaufen. Im Interview erfahrt ihr, warum sie Blau-Weiß so lange treu geblieben sind, was die schönsten Erinnerungen an ihre Fußballerzeit sind und welchen Herausforderungen sich der Verein in den nächsten Jahren stellen muss.

Henne, Johann und Kevin auf dem Gruppenbild
Henne, Johann und Kevin v.l.n.r.

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein Interview nehmt. Ich wollte unbedingt mit euch sprechen, weil ich es faszinierend finde, dass es in der heutigen Zeit noch Spieler gibt, die über so einen langen Zeitraum einem Verein treu geblieben sind. Zunächst möchte ich gerne wissen, wie ihr in den Verein gekommen seid?


Henne: Kev und ich sind seit 1999 im Verein. Damals gab es noch gar keine Bambini. Wir haben gemeinsam in der F-Jugend angefangen. Ich bin über meinen Schulfreund Kevin Schiller in den Verein gekommen. Wir sind zusammen in Lindenau aufgewachsen und da war der Weg ins Stadion der Freundschaft kurz.


Kevin: Mich hat mein Vater (Blau-Weiß Legende Mike Prohaska A.d.R.) in den Verein gebracht. Er hat schon früher bei Blau-Weiß gespielt und wurde dann auch Trainer im Verein.


Johann: Ich wohne hier im Kiez. Ein paar Jungs haben im Stadion der Freundschaft Fußball gespielt und meine Mutter meinte, geh doch mal rüber und so bin ich hierhergekommen. Das war 2011.

Henne und Kevin auf einem Teamfoto 2001

Wer waren eure prägendsten Trainer?


Kevin: Bei Henne und mir waren es mein Vater und Maik Stier. Sie haben uns von der F-Jugend praktisch im gesamten Jugendbereich begleitet.


Henne: Neben den Trainern natürlich auch die Eltern, die immer mit dabei waren. Ob das bei den Heim- oder Auswärtsspielen oder bei Turnieren war. Die Eltern waren sehr engagiert, haben viel organisiert und wurden dadurch auch Teil der Mannschaft.


Johann: Meine prägendsten Trainer waren Marko Wiesner und Gunter Schmidt. Sie haben uns von der E- bis zur C-Jugend betreut. Der Trainer, der mir am meisten mitgegeben hat, war aber Tom Franke in der B- und A-Jugend. Bei ihm bin ich den Schritt vom Außenverteidiger zum Stürmer gegangen und da hat mir Fußball noch ein bisschen mehr Spaß gemacht.


"Du hast bei jeder Einheit gemerkt, wie du dich weiterentwickelt hast."


Was hat bei Tom Franke den Unterschied gemacht?


Johann: Tom ist ein Trainer, der aus dem Leistungsbereich von Lok Leipzig kommt. Er hat noch mal einen ganz anderen Zug reingebracht. Zum Beispiel haben wir bei ihm Tabatatraining gemacht, was wir jetzt auch im Herrenbereich unter Olaf Kaplick machen. Durch Toms Erfahrung und die Hinweise hast du bei jeder Einheit gemerkt, wie du dich weiterentwickelt hast.


Und gibt es eine schöne Anekdote, die ihr über eure Trainer erzählen könnt?


Henne: Ja, über Kev und seinen Papa. Mike war immer ein impulsiver Trainer und da hat es auf dem Feld öfter mal gekracht. Kev hat schon damals den Unterschied gemacht und bereits in der F-Jugend über 100 Tore geschossen. Auf dem Feld wollte er immer das letzte Wort haben, auch bei seinem Vater. Wenn es Mike dann zu bunt wurde, rief er ganz trocken „Schiri, wechseln! Kevin raus.“ und da ging Kev heulend vom Platz (alle lachen).


"... nicht den Aufwand sehen, sondern den Nutzen, den ein Kind daraus zieht."


Was waren eure schönsten Erinnerungen an eure Jugendzeit bei Blau-Weiß?


Henne: Die Trainingslager in Grünheide waren immer ein Highlight. Wir haben den ganzen Tag Fußball gespielt und einfach nur Spaß gehabt. Am Abend durftest du das erste Mal länger aufbleiben und bis in den späten Abend mit deinen Kumpels sitzen.


Das war natürlich auch immer ein großer Aufwand. Jetzt, wo ich selbst Vater bin, weiß ich das umso mehr zu schätzen und kann nur Danke sagen. Ich hoffe, dass das viele Eltern heute auch so machen. Also nicht den Aufwand sehen, sondern den Nutzen, den ein Kind daraus zieht.


Kevin: Ja, das sehe ich auch so. Dabei ist es egal, ob das Kind nun Fußball spielt. Hauptsache die Eltern sind dabei. Das hat mir früher immer sehr viel bedeutet. Ich würde die Jugendzeit bei Blau-Weiß nie missen wollen. Das war einfach schön. Ein toller Zusammenhalt im Team und mit den Eltern.


Johann: Mein Highlight war der Finow-Cup in Eberswalde. Dort ging es gegen Teams wie Borussia Dortmund oder Hertha BSC. Also Mannschaften, die wirklich deutlich besseren waren. Wir haben dort zusammen gezeltet. Über 500 Fußballer aus Deutschland und Europa. Das war richtig gut.

Gunter (links) und Marko (rechts) auf dem Teamfoto von Johanns E-Junioren

"Das hat einfach nur Spaß gemacht hier bei Blau-Weiß Fußball zu spielen."


Wie kommt es, dass ihr alle Nachwuchsmannschaften durchgespielt habt?


Kevin: In F- E- und D-Jugend gab es nie höhere Ligen und wir haben dort auch immer oben mitgespielt. Gegen den VfB Leipzig oder FC Sachsen. RB gab es damals ja noch nicht. Und wir waren auch immer ein kompaktes Team. Ein Jahrgang. Wir sind jeden Schritt zusammengegangen und das hat uns als Mannschaft zusammengeschweißt.


Henne: Ja, dadurch haben wir sehr schnell eine Vereinstreue entwickelt. Und natürlich gab es auch schon damals Angebote. Dadurch hat uns immer mal wieder ein Spieler verlassen aber im Kern ist unsere Gemeinschaft aus Spielern, Trainern und Eltern zusammengeblieben. Und das hat viele von uns im Verein gehalten.


Johann: Wir haben im Team sechs, sieben Jahre zusammengespielt. Ein harter Kern aus besten Freunden. Das hat einfach nur Spaß gemacht hier bei Blau-Weiß Fußball zu spielen. Natürlich habe ich auch mal darüber nachgedacht, höher anzugreifen. Aber ich habe dann für mich entschieden hier im Kiez bei meinen Freunden zu bleiben.


Henne: Mein Schulfreund Kevin Schiller hat es oben versucht. Er war in der U17 zu RB und später zum VfL Halle gewechselt. Jetzt ist er in Taucha und wir spielen zusammen Landesliga. Wir machen hier bei Blau-Weiß also durchaus gute Arbeit in der Ausbildung. Ich meine, hier hast du auch gute Trainer und bekommst vor allem deine Spielzeit. Wir konnten hier Schritt-für-Schritt unseren Weg über die Stadtklasse bis in die Landesliga gehen.

Johann feiert den Aufstieg 2014

Wann seid ihr in den Herrenbereich gewechselt und wie war der Übergang?


Kevin: Ich bin mit 17 ½ gleich hoch zu den ersten Herren und habe mittrainiert. Früher war das Spiel viel robuster und körperlicher als heute und da hatte ich als Stift noch Probleme, mich durchzusetzen. Deshalb saß ich in der Anfangszeit noch oft auf der Bank. Als die Erste dann samt Spielrecht zur BSG Chemie Leipzig gewechselt war, bin ich zusammen mit Henne in unsere neue Zweite gegangen. Im ersten Jahr ist uns mit Olaf Kubenz gleich der Aufstieg gelungen.


Henne: Im zweiten Jahr hat uns Olaf Kablick dann in die neue Erste hochgezogen. Seitdem spielen wir unter Ole. Damals noch in der Stadtliga. Dann folgte der Aufstieg in die Landesklasse und jetzt haben wir vier Jahre Landesliga hinter uns.

Johann: Ich bin zu Beginn immer zwischen der U19 und dem Herrenteam hin- und hergewechselt. Das erste Jahr war die größte fußballerische Herausforderung, die ich je hatte. Das Niveau war sehr hoch und die Spielweise immer noch sehr robust. Nach zwei Monaten habe ich mir das Schlüsselbein gebrochen (lacht).


"Du warst sofort Teil der Mannschaft."


Und wie bist du in die Erste gekommen?


Johann: Ein Mitspieler wollte unbedingt bei den ersten Herren zum Probetraining. Also kam Ole bei unserer U19 vorbei und hat mich und zwei weitere Spieler eingeladen. Es war sehr angenehm, in der Mannschaft anzukommen. Du gehörst einfach sofort dazu. Klar gab es dann immer noch mal einen Spruch, wenn du einen Fehler gemacht hast aber das gehört dazu.


Kevin: Das war bei mir auch so. Als ich in die Herren gekommen bin. Du warst sofort Teil der Mannschaft. Sie haben dir Tipps gegeben und auf und neben dem Platz geholfen. Diese Erfahrung können wir jetzt Johann weitergeben und er gibt sie dann vielleicht einem Spieler weiter, der gerade bei den Bambini anfängt.


Was waren die schönsten Erinnerungen:


Henne: Es gab viele geile Momente. Das Double aus Stadtmeisterschaft und Pokalsieg oder der Aufstieg in die Landesliga. Unter Ole hattest du sehr viel Erfolg. Dabei darfst du nicht vergessen, dass wir alle aus der Stadtliga kamen. Olaf Kaplick hat es geschafft, aus uns eine Landesligamannschaft zu formen, die oben mitspielen konnte.


Kevin: Das Sachsenpokalspiel gegen Stahl Riesa. Unser Torwart fliegt vom Platz, Pilzer (Innenverteidiger Patrick Pilz A.d.R.) muss ins Tor, hält irgendwie einen Elfer und wir gewinnen das Ding im Elfmeterschießen. Oder das Pokalspiel gegen Chemie vor 3000, 4000 Zuschauern. Das war einfach nur geil.


Henne: Das sind Spiele, die du eigentlich im Fernsehen siehst und dann hast du das plötzlich greifbar mit deinem Verein in dem du dein ganzes Leben gespielt hast. Wo du dich mit viel Schweiß und Blut hochgearbeitet hast.


Johann: Das Spiel gegen Chemie war für mich auch sehr beeindruckend. Auch wenn ich da nur auf der Bank saß. Trotzdem, diese Atmosphäre aufzusaugen, das Ganze drum herum, die Zuschauer. Das pusht einen umso mehr.


Blau-Weiß gegen Chemie im Sachsenpokal

Was würdet ihr Nachwuchsspielern sagen, warum sie beim Fußball dabei bleiben sollen?


Henne: Die Gesellschaft wird immer schnelllebiger und es ist für Vereine sehr schwer, Menschen über einen längeren Zeitraum zu begeistern. Da sind die Eltern gefragt. Sie müssen ihre Kinder unterstützen und motivieren, auch mal schwere Phasen zu überwinden. Zum Beispiel wenn das Training hart ist oder man einfach keinen Bock hat. Das gibt es ja alles. Aber dort einfach dran zu bleiben, mit dem Wissen, dass es mir unglaublich viel bringt, in einem Team zusammen Sport zu machen.


Bei dem Fußball, den wir hier spielen, geht es um wichtigere Dinge als nur Erfolg. Hier geht es um Familie und Freundschaft. Mein Vater ist hier Stadionsprecher, mein Sohn kickt mit seiner Mama bei den Spielen oben auf dem Kunstrasen. Das hier bei Blau-Weiß ist über viele Jahre gewachsen und sowas kannst du dir nicht mit Geld kaufen. Deswegen hoffe ich, dass viele Jugendspieler möglichst lange dabeibleiben und ihre eigene Blau-Weiß-Geschichte schreiben.


Kevin: Es hängt natürlich auch immer an deinen Kumpels im Team. Wenn du zwei drei hast, die auch dabeibleiben wollen, dann motiviert ihr euch gegenseitig. Da fällt es viel einfacher, mal früh aufzustehen, weil du auswärts in Torgau spielst. Am Abend vorher geht es dann natürlich nicht in die Disco, sondern ins Bett. Den Sieg kann man ja später immer noch feiern.


Wie plant ihr die nächste Saison?


Henne: Ich glaube es ist gut, dass wir mal ein Jahr runtergehen. Wir müssen uns in der Landesklasse neu aufstellen und ein junges Team entwickeln. Natürlich wollen wir wieder in die Landesliga hoch. Aber das geht nur auf einer stabilen Grundlage und mit einem guten Nachwuchs.


Kevin: Und gerade da ist es wichtig, weiter als Verein zusammenzuwachsen. Wir wollen den Nachwuchsspielern eine Perspektive geben.


Johann: Ja, der Nachwuchs muss wieder näher an den Herrenbereich heranrücken. Es muss wieder der Wunsch entstehen, einmal für die ersten Herren zu spielen. Es gibt zwei, drei U19-Spieler, die das Zeug für die Erste hätten. Wir müssen Anreize schaffen, dass sie es lieber bei den Herren versuchen als aufzuhören.


Vielen Dank für das ausführliche Gespräch. Ich wünsche euch für die kommende Saison maximale Erfolge! Wir freuen uns auf viele schöne Spiele in der Bezirksliga!



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